Rauser, Otto Friedrich

 

* 31. Oktober 1899, Stuttgart

† 7. November 1977, Büdingen

 

 

Otto Rauser war der Sohn des Steueramtmanns Gottlieb Rauser und dessen Ehefrau Pauline, geborene Fahm. Am 14. August 1916 trat er als Kriegsfreiwilliger in die 1. Ersatz-Maschinengewehr-Kompanie des XIII. Armeekorps in Münsingen ein. Über seinen weiteren Werdegang während des Krieges ist nichts bekannt. Im 1. Weltkrieg wurde er im Sommer 1918 als Unteroffizier verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Im Ersten Weltkrieg wurden ihm auch das Eiserne Kreuz 2. Klasse und andere Auszeichnungen verliehen. Am 4. Februar 1919 wurde er als Unteroffizier und Angehöriger der 1. MG-Kompanie des 10. Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 180 aus dem Militärdienst entlassen. Im Anschluß studierte er Chemie an der Universität Tübingen, trat jedoch am 23. Mai 1921 als Offiziersanwärter in das 13. (Württembergisches) Infanterie-Regiment der Reichswehr ein. Im Herbst 1923 wurde er zum Fähnrich und im Herbst 1924 zum Oberfähnrich befördert. Am 1. Dezember 1924 wurde er zum Leutnant befördert und in das 15. Infanterie-Regiment versetzt. Dort wurde er anfangs als Zugführer in der 3. Kompanie in Gießen eingesetzt. Vom 22. April 1925 bis zum 3. Mai 1925 wurde er den Sportlehrgang der 5. Division der Reichswehr. Vom 31. August 1925 bis zum 19. November 1925 besuchte er den 11. Lehrgang für Leibesübungen in Wünsdorf. Vom 5. Januar 1926 bis zum 3. Juni 1926 besuchte er den 12. Lehrgang für Leibesübungen in Wünsdorf. Ab dem 1. Oktober 1927 wurde er auch als Nachrichtenoffizier des I. (Hessisches) Bataillon vom 15. Infanterie-Regiment eingesetzt. Am 1. April 1928 folgte seine Beförderung zum Oberleutnant. Am 1. Februar 1929 wurde er zum Adjutant beim I. (Hess.) Bataillon vom 15. Infanterie-Regiment in Gießen ernannt. Am 1. Oktober 1932 wurde er in die 4. Kompanie vom 15. Infanterie-Regiment versetzt. Am 27. Januar 1933 heiratete er Henni Spamer, die Tochter vom Kreisveterinärrat Dr. Spamer. Am 1. Juli 1934 wurde er bei der 4. Kompanie vom 15. Infanterie-Regiment zum Hauptmann befördert. Zwischen dem 1. Oktober 1934 und dem 30. September 1936 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin. Damit hatte er kein Kommando während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht. Im Anschluß daran wurde er am 6. Oktober 1936 zum Generalstab vom Generalkommando XI. Armeekorps nach Hannover kommandiert. Am 6. April 1938 wurde er in den Generalstab versetzt und damit zum Hauptmann i.G. ernannt. Am 10. November 1938 wurde er zum Chef der 10. Kompanie vom Infanterie-Regiment 45 in Elbing ernannt. Dort wurde er am 1. Februar 1939 zum Major i.G. befördert. Am 20. April 1939 wurde sein Rangdienstalter als Major i.G. auf den 1. Januar 1938 verbessert. Bei Beginn der deutschen Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er am 26. August 1939 als Quartiermeister 1 (Qu 1) beim Oberkommando der 3. Armee eingesetzt. Danach wurde ihm die Spange zu seinem Eisernen Kreuz 2. Klase verliehen. Durch die Umbenennung des Stabes gehörte er ab dem 3. Oktober 1939 in gleicher Funktion zum Grenzabschnitts-Kommando Nord. Am 25. Oktober 1939 wechselte er als Quartiermeister 1 in das Oberkommando der 16. Armee. Am 1. November 1940 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Von dort wurde er zur kriegswissenschaftlichen Abteilung des Generalstabes des Heeres kommandiert. Am 10. Februar 1941 erhielt er von Generalleutnant Hermann Starke, Abteilungschef der kriegswissenschaftlichen Abteilung im Generalstab des Heeres, folgende Beurteilung: "Über dem Durchschnitt wertvolle, gereifte Person mit den besten soldatischen Eigenschaften. Unermüdliche Arbeitskraft verbunden mit ausgeglichenem Wesen. Beherrscht das gesamte vielseitige Arbeitsgebiet der Oberquartiermeister-Abteilung. Hat hier sehr gute kriegswissenschaftliche Arbeit geleistet und das Urteil seines bisherigen Vorgesetzten voll bestätigt. Bewertung: Füllt sehr gut aus. Empfehlung: Ia einer Division oder Generalkommandos." Am 1. März 1941 wurde er zum Oberstleutnant i.G. befördert. Am 1. April 1941 wurde er dann als 1. Generalstabsoffizier (Ia) zum Stab der 293. Infanterie-Division versetzt. Mit ihr kämpfte er ab Juni 1941 in Rußland. Am 30. Januar 1942 wurde er zum Oberquartiermeister bei der 16. Armee ernannt. Am 3. Februar 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 1. April 1942 erhielt er von Oberst i.G. Hans Boeckh, Chef des Genealstabes AOK 16, folgende Beurteilung: "Rauser ist als Oberquartiermeister der Armee erst seit kurzer Zeit tätig. Er hat sich in der bemerkenswert kurzen Zeit trotz besonderer Schwieriger Verhältnisse voll eingearbeitet. Er leitet die Versorgung der Armee sicher, nüchtern, zuverlässig und stets zum Wohle der Truppe. Bewertung: Füllt sehr gut aus." Am gleichen Tag ergänzte Generaloberst Ernst Busch: "Einverstanden, über dem Durchschnitt." Am 1. September 1942 erfolgte seine Beförderung zum Oberst i.G. Am 1. März 1943 erhielt er von Generalmajor Hans Boeckh, Chef des Genealstabes AOK 16, folgende Beurteilung: "Vorzüglicher Generalstabsoffizier von unermüdlicher Arbeitskraft, tatkräftig, erfindungsreich mit tiefem Sinn für die Belange der Truppe. Als Oberquartiermeister der Armee unter besonders schwierigen Verhältnissen vortrefflich bewährt. Versteht, seine Untergebenen und Mitarbeiter anzuspornen und anzuleiten. Hart gegen sich selbst. Nationalsozialist. Vor dem Feinde bewährt. Geachteter, beliebter Kamerad. Meister der Organisation und Improvisation. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Armeechef Oberquartiermeister einer Heeresgruppe. Belassung." Am 23. März 1943 ergänzte Generalmajor Eberhard Kinzel, Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Nord: "Besonders geeignet, Oberquartiermeister einer Heeresgruppe zu werden." Am 15. September 1943 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Seine Privatanschrift war Auf der Beunde 13 in Büdingen. Ab dem 1. Oktober 1943 war er Oberquartiermeister bei der Heeresgruppe Nord. Am 1. Juli 1944 erhielt er von Generalmajor Eberhard Kinzel, Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Nord folgende Beurteilung: "Im Oberquartiermeistergebiet ungewöhnlich routinierter, außerordentlich fleißiger Arbeiter, der auf dem Klavier des so schwierigen Nachschubs mit Meisterschaft spielt. Als Oberquartiermeister der Heeresgruppe beim Rückzug auf die Pantherstellung besonders bewährt. Als Generalstabsoffizier hat er das Pech, fast nie aus dem Quartiermeisterdienst herausgekommen zu sein. Bewertung: Als Oberquartiermeister überragend, als Generalstabsoffizier Durchschnitt. Empfehlung: Korpschef-Belassung." Dazu ergänzte am gleichen Tag Generaloberst Georg Lindemann, OB der Heeresgruppe Nord: "Einverstanden! Ein ganz besonders tüchtiger und befägter Oberquartiermeister. Ich halte es für erforderlich dem Oberst Rauser nach so langer Verwendung im Oberquartiermeisterdienst jetzt auch wieder Gelegenheit zu geben, sich als Korpschef in der Truppenführung zu bewähren. Ich bin überzeugt, dass er den Aufgaben eines Korpschefs restlocs gewachsen ist." Am 7. August 1944 wurde ihm das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern verliehen. Am 22. August 1944 erhielt er von Generalmajor Oldwig von Natzmer, Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Nord, folgende Beurteilung: "Als Oberquartiermeister der Heeresgruppe Nord unter besonders schwierigen Verhältnissen der Unterbrechung der Landverbindung nach Ostpreußen erneut hervorragend bewährt. Bewertung: Füllt hervorragend aus. Empfehlung: Volle uneingeschränkte Eignung zum Divisionskommandeur." Dazu ergänzte am 23. August 1944 Generaloberst Ferdinand Schörner, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord: "Ich schliesse mich der vorstehenden Beurteilung voll und ganz an. Rauser ist schlechthin eine Persönlichkeit von hervorstechendem Format. Seine überragenden geistigen und soldatischen Fähigkeiten hat er in der schwierigen Lage der Heeresgruppe unter Beweis gestellt. Ich halte ihn für eine vorzugsweise Beförderung zum Generalmajor für besonders würdig. Rauser war schon Weltkriegsteilnehmer von 16-18. Ich bin mir des besonderen Falles bewusst, halte jedoch eine Ausnahmebegründung für begründet." Am 1. September 1944 wurde er zum Generalmajor befördert. Durch die Umbenennung seines Oberkommandos am 25. Januar 1945 wurde er zum Oberquartiermeister der Heeresgruppe Kurland. Am 8. Mai 1945 erreichte er noch bessere Bedngungen für die Kapitulation auszuhandeln. Bei Kriegsende geriet er am 9. Mai 1945 in Hasenpoth in russische Gefangenschaft. Diese verbrachte er die nächsten Jahre in mehreren Lagern. Am 7. Juli 1949 wurde er von einem Militärtribunal des Innenministeriums der Region Nowgorod wegen begangener Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er kam erst am 7. Januar 1956 gemeinsam mit Generaloberst Rudolf Schmidt, General der Infanterie Kurt Röpke, Generalleutnant Hermann Boettcher, Generalleutnant Werner Schmidt-Hammer, Konteradmiral Wolff-Ehrenreich von Arnswaldt, Generalmajor Karl-Richard Koßmann und Generalmajor Hellmuth Nickelmann als einer der letzten Generale wieder nach Deutschland zurück. Lediglich Generalleutnant Paul Klatt und Generalleutnant Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow sollen noch wenig später in die Heimat zurückgekommen sein.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938

Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2 Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
NARA T-78 R-891