XXIX. Armeekorps (29.)
1. Einsatz und Unterstellung: 963
Das Generalkommando XXIX. Armeekorps wurde am 20. Mai 1940 im Wehrkreis IV in Naumburg aufgestellt. Am 8. Juni 1940 wurde das Generalkommando nach Bautzen verlegt, wo es eine Aufstellung abschloss. Nach dem Ende des Westfeldzuges wurde das Generalkommando nach Frankreich verlegt und am 12. Juli 1940 der 9. Armee unterstellt. Das Generalkommando lag an diesem Tag in Mortefontaines und verlegte am 23. / 24. Juli nach Reims. Am 7. März 1941 gab das Generalkommando die territoriale Befehlsgewalt in seinem Abschnitt an die 253. Infanterie-Division ab und verlegte nach Polen. Am 19. März traf das Generalkommando in Kielce im Generalgouvernement ein und wurde der 17. Armee unterstellt. Am 9. Juni wurde das Stabsquartier des Generalkommandos nach Dolhobyczow, 9 km nordwestlich von Warenz, verlegt. Ab dem 22. Juni 1941 nahm das Korps am Rußlandfeldzug teil. Zusammen mit dem III. Armeekorps hatte das Korps den Auftrag, den Bug-Übergang für die Panzergruppe 1 zu schlagen. Bis zum 24. Juni erreichte das Korps Swiniuchy und den Raum nördlich von Lokacze. Das Korps deckte nach dem Bug-Übergang den Vorstoß der Panzergruppe 1 nach Norden hin ab und stand nordwestlich von Luck. Am 14. Juli bezog das Kops zusammen mit dem XVII. Armeekorps eine Abwehrlinie von Shitomir bis nördlich von Rowno und konnte hier die russischen Gegenangriffe gegen die 6. Armee abweisen. Als sich die Lage der 6. Armee besserte, trat diese mit dem LV. Armeekorps, dem LI. Armeekorps, dem XVII. Armeekorps und dem XXIX. Armeekorps zum Angriff an. Bis zum 31. Juli stieß das XXIX. Armeekorps zusammen mit dem LV. Armeekorps an den südlichen Befestigungsgürtel von Kiew vor und erreichte südlich der Stadt den Dnjepr. Anschließend nahm das Korps an der Kesselschlacht um Kiew teil, wobei es vorerst passiv am Dnjepr verblieb und erst zum Ende der Kesselschlacht aktiv in die Kämpfe eingriff. Anfang Oktober stieß das Korps mit der 6. Armee bis in den Raum zwischen Kursk und Belgorod vor. Hier verblieb das Korps das erste Halbjahr 1942 im Stellungskampf. Im August 1942 wurde das Korps als Heeresgruppenreserve in den Raum Kantemirowka verlegt, bevor es anschließend der 8. italienischen Armee am Don unterstellt wurde. Das Korps bezog einen Verteidigungsabschnitt bei Kasanskaja am Don. Bei beginn der russischen "Operation Uranus", der Einschließung der deutschen 6. Armee in Stalingrad, stand das XXIX. Armeekorps westlich des russischen Durchbruchs bei der 3. rumänischen Armee. Das Korps führte zu diesem Zeitpunkt die 62. Infanterie-Division sowie die italienischen Divisionen Sforzesca und Torino. Am 22. / 23. November wurde die 62. Infanterie-Division durch die italienische Division Celere abgelöst und nach Osten verlegt. Am 18. Dezember begann die russische Offensive auch im Bereich des XXIX. Armeekorps. An diesem Tag wurde die Front des links liegenden XXXV. italienischen Armeekorps durchbrochen, die Verbindung zum XXIV. Panzerkorps ging verloren. Beim XXIX. Armeekorps durchbrachen russische Verbände die Stellungen der Division Celere südlich von Kassanskaja. Bis zum 20. Dezember war die Front des Korps komplett aufgerissen, die Reste befanden sich in Rückzugskämpfen in Richtung Südwesten und dann nach Südosten. Am 23. Dezember führte das Generalkommando östlich von Millerowo noch Teile der Brigade Schuldt, Teile der 62. Infanterie-Division und der 298. Infanterie-Division, Reste der italienischen Divisionen Celete und Sforzesca sowie die Reste der 7. und 18. rumänischen Infanterie-Division. Bis zum Monatsende hatten sich die Reste des Korps auf Morosowskij am Don zurück gezogen. Hier wurde das Generalkommando aus der Front gezogen und nach Süden in den Bereich der Armeegruppe Hollidt verlegt. Das Korps übernahm einen Frontabschnitt am Don bei Nowotschebrkassk (östlich Rostow). Im Zuge der russischen Winteroffensive wurde das Korps bis Ende Februar 1943 an den Mius bei Taganrog zurück gedrängt. Hier stabilisierte sich die deutsche Frontlinie. Im Zuge der russischen Offensive gegen Charkow Mitte August wurde das XXIX. Armeekorps vom Mius abgedrängt und kurzfristig eingeschlossen. Das Korps erreichte am 19. September die "Wotan"-Stellung bei Melitopol zurück, die bis zum 21. Oktober gehalten wurde. Danach ging das Korps auf die "Franken"-Stellung und ab dem 28. Oktober auf den Brückenkopf Nikolol zurück. Am 30. Januar 1944 begann die russische Offensive gegen den deutschen Brückenkopf bei Nikopol. Bis zum 5. Februar wurde die 6. Armee in zwei Teile gespalten und Ende Februar stand das Korps südlich von Kriwoi-Rog. Mitte März 1944 musste sich das Korps hinter den Südlichen Bug zurückziehen, um mit der 6. Armee nicht abgeschnitten zu werden. Am 27. März 1944 begann die Rote Armee, ihre Brückenköpfe am Unteren Bug zu erweitern. Die 6. Armee zog sich auf den Dnjestr zurück, um nicht abgeschnitten zu werden. Bei diesen Rückzugsgefechten wurde das XXIX. Armeekorps im Raum zwischen Ponjatowka und Bakalowo kurzfristig eingeschlossen. Unter Führung der Gruppe Wittmann (3. Gebirgs-Division) gelang dem Korps der Ausbruch über den Kutschurgan-Abschnitt zum Dnjestr. Hier verblieb das Korps die folgenden Wochen. Am 20. August 1944 begann die russische Offensive zur Vernichtung der Heeresgruppe Südukraine, in deren Verlauf auch das XXIX. Armeekorps aufgerieben wurde. Reste des Korps konnten sich über Siebenbürgen nach Ungarn zurückziehen. Anfang November stand das Korps im Raum Sarospatak. 1945 kämpfte es am Gran und wurde bis Kriegsende nach Mähren zurückgedrängt.
1940
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
20. Mai | - | OKH-Reserve | |
12. Juli | 9. Armee | A | Nordfrankreich |
1941
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | 9. Armee | A | Nordfrankreich |
19. März | 17. Armee | B | Generalgouvernement |
Mai | 6. Armee | A | Generalgouvernement |
21. Juni | Panzergruppe 1 | A | Generalgouvernement |
22. Juni | Panzergruppe 1 | Süd | Bug |
24. Juni | 6. Armee | Süd | Bug, Kiew, Belgorod (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
1942
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | 6. Armee | Süd | Belgorod (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
August | z. Vfg. | B | Kantemirowka (Lagekarte) |
September | 8. italienische Armee | B | Don (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
21. Dezember | 8. italienische Armee | Don | Millerowo - Morosowski |
1943
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | Armee-Abteilung Hollidt | Don | Donez, Don (Lagekarte) (Lagekarte) |
12. Februar | Armee-Abteilung Hollidt | Süd | Mius (Lagekarte) |
6. März | 6. Armee | Süd | Mius (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
17. September | 6. Armee | A | Dnjepr, Kriwoi Rog (Lagekarte) |
November | 1. Panzerarmee | Süd | Dnjepr, Kriwoi Rog (Lagekarte) (Lagekarte) |
1944
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | 6. Armee | Süd | Dnjepr, Kriwoi Rog (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
30. März | 6. Armee | A | Uman (Lagekarte) |
April | 6. Armee | Südukraine | Bug, Dnjestr (Lagekarte) |
Juni | 3. rumänische Armee | Südukraine | Kischinew (Lagekarte) (Lagekarte) |
August | 6. Armee | Südukraine | Siebenbürgen (Lagekarte) |
September | z. Vfg. | Südukraine | Siebenbürgen (Lagekarte) |
Oktober | 8. Armee | Südukraine | Oberungarn (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
1945
Datum | Armee | Heeresgruppe | Ort |
Januar | 8. Armee | Süd | Gran (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
April | 1. Panzerarmee | Mitte | Mähren (Lagekarte) |
2. Kommandierende Generale:
General der Infanterie Hans von Obstfelder 20. Mai 1940 - 21. Mai 1943
General der Panzertruppen Erich Brandenberger Mai 1943 - 30. Juni 1944
General der Artillerie Anton-Reichard Freiherr von Mauchenheim und Bechtolsheim 2. Juli 1944 - 1. September 1944
General der Infanterie Kurt Röpke 1. September 1944 - Kapitulation
Chef des Generalstabes:
Oberst i.G. Ludwig Müller 1. Juni 1940 - 1. Oktober 1941
Oberst i.G. Anton Reichard Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtoldsheim 1. Oktober 1941 - 23. Mai 1942
Oberst i.G. Eberhard Kinzel 23. Mai 1942 - 11. November 1942
Oberst i.G. Albrecht Ritter von Quirnheim 12. November 1942 - Mai 1944
Oberstleutnant i.G. Theodor Mehring 25. Mai 1944 - 20. Dezember 1944
Oberstleutnant i.G. Eimannsberger 20. Dezember 1944 - 1945
1. Generalstabsoffizier (Ia):
Major i.G. Werner Danke Juni 1940 - Juli 1942
Major i.G. Ernst von Bila Juli 1942 - März 1943
Major i.G. Otto Becker März 1943 - Januar 1944
Major i.G. Gerd Köstlin Januar 1944 - September 1944
Major i.G. Carl-Heinrich Kratochwila 25. September 1944 - Januar 1945
Major i.G. Viktor Poschenburg-Okrotny 30. Januar 1945 -
3. Gliederung:
8. Juni 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
207. Infanterie-Division | unbekannt |
1. November 1940
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
253. Infanterie-Division |
Artillerie-Regiments-Stab 783 II. /
Artillerie-Regiment 41 Sturmgeschütz-Abteilung 184 Nebelwerfer-Abteilung 9 Entgiftungs-Abteilung 103 MG-Bataillon 5 |
Arko 107 |
22. Juni 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
44. Infanterie-Division 111. Infanterie-Division 299. Infanterie-Division |
HArko 301 Artillerie-Abteilung 614 Pionier-Regiments-Stab 677 2. / Fla-Bataillon 48 Nebelwerfer-Abteilung 54 Sturmgeschütz-Abteilung 191 |
Arko 127 |
28. Juni 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
44. Infanterie-Division 299. Infanterie-Division |
Nebelwerfer-Regiment 54 schwere Artillerie-Abteilung 858 Beobachtungs-Abteilung 13 Pionier-Regiments-Stab 677 2. / Fla-Bataillon 48 |
Arko 102 |
3. September 1941
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
95. Infanterie-Division | unbekannt |
2. Januar 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
75.
Infanterie-Division
1/3 der 168. Infanterie-Division 1/3 der 57. Infanterie-Division 2/3 der 299. Infanterie-Division |
unbekannt |
5. Mai 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
75. Infanterie-Division | IV. / Artillerie-Regiment 239 Bau-Bataillon (K) 244 1. / Brücken-Bau-Bataillon 655 3. / Straßen-Bau-Bataillon 538 Fla-Kp. 2. / 48 |
24. Juni 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
75. Infanterie-Division | unbekannt |
24. Juni 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
75. Infanterie-Division | unbekannt |
22. Dezember 1942
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Division Sforzesca
Reste Division Celere Brigade Schuldt XXXV. italienisches Korps |
unbekannt |
16. Februar 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
79. Infanterie-Division
verstärktes Grenadier-Regiment 177 |
Artillerie-Regiments-Stab z.b.V. 70 Sturmgeschütz-Abteilung 243 |
7. Juli 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Gruppe Recknagel | unbekannt |
7. August 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
13. Panzer-Division 9. Infanterie-Division 17. Infanterie-Division 73. Infanterie-Division |
Artillerie-Regiments-Stab 140 Sturmgeschütz-Abteilung 243 Armee-Panzerjäger-Abteilung 721 II. / Artillerie-Regiment 140 Beobachtungs-Abteilung 29 Pionier-Regiments-Stab 605 |
8. Oktober 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
294. Infanterie-Division |
II. / Panzer-Artillerie-Regiment 140 Panzer-Abteilung 243 |
26. Dezember 1943
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
2/3 der 335. Infanterie-Division | unbekannt |
16. September 1944
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
4.
SS-Polizei-Panzer-Grenadier-Division
IV. ungarisches Korps VII. ungarisches Korps |
unbekannt |
1. März 1945
Divisionen | Heerestruppen | Korpstruppen |
Kampfgruppe 76.
Infanterie-Division
24. ungarische Division Teile 5. ungarische Division |
unbekannt |
4. Ersatz:
Für die Ersatzgestellung des Stabes war anfangs das Infanterie-Ersatz-Bataillon 465 zuständig. Ab dem 8. Juni 1940 übernahm dann durch die Umbenennung der Einheit das Infanterie-Ersatz-Bataillon 192, später Grenadier-Ersatz-Bataillon 192, diese Aufgabe.
5. Literatur und Quellen:
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 4: Die Landstreitkräfte Nr. 15 - 30, 2. Auflage, Osnabrück 1976
Thomas Schlemmer: Die Italiener an der Ostfront 1942/43: Dokumente zu Mussolinis Krieg gegen die Sowjetunion. R. Oldenburg, 2005
NARA-Dokumente Signatur T 314 R 810, R 811, R 813, R 815, R 817 und R 818